Hüsig, <u>Helmut</u> Rudolf Konrad

Hüsig, Helmut Rudolf Konrad[1, 2, 3, 4]

männlich 1928 - 2001  (72 Jahre)

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  • Name Hüsig, Helmut Rudolf Konrad  
    Geboren 11 Jul 1928  Hohenhameln Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Geschlecht männlich 
    Occupation Bauingenieur 
    Occupation 1947-1949  Hohenhameln Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Maurerlehre 
    Occupation 1954-1964  Eime Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Pächter und Betriebsleiter Baugeschäft Wilhelm Haarde in Eime. 
    Occupation 1980  Samawa/Muthanna/Irak Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Bau-Ingenieur 
    Occupation 1974 - 1980  Arabien Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Bauingenieur, Site Manager 
    Gestorben 30 Jun 2001  Hildesheim Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Personen-Kennung I10211  Vennekohl
    Zuletzt bearbeitet am 5 Aug 2018 

    Vater Hüsig, Carl Friedrich,   geb. 7 Sep 1901, Hohenhameln Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 25 Sep 1985, Hohenhameln Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 84 Jahre) 
    Mutter Heinecke, Gertrud,   geb. 10 Jan 1903, Hannover Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort,   gest. 26 Aug 1933, Hohenhameln Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort  (Alter 30 Jahre) 
    Verheiratet 17 Nov 1923  Hannover Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Familien-Kennung F9326  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 1 Wegner, Thea Luise Charlotte,   geb. 1927 
    Verheiratet 5 Jun 1954  Hohenhameln Suche alle Personen mit Ereignissen an diesem Ort 
    Kinder 
    +1. Lebend
    Fotos
    Hochzeit von Helmut Hüsig und Thea Wegner aus Hohenhameln
    Hochzeit von Helmut Hüsig und Thea Wegner aus Hohenhameln
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    Familien-Kennung F9338  Familienblatt  |  Familientafel

    Familie 2 Lebend 
    Kinder 
     1. Lebend
     2. Lebend
    Zuletzt bearbeitet am 5 Aug 2018 
    Familien-Kennung F9339  Familienblatt  |  Familientafel

  • Fotos
    Familie Hüsig aus Hohenhameln
    Familie Hüsig aus Hohenhameln
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    Grabsteine
    Grabstein von Helmut Hüsig in Hohenhameln
    Grabstein von Helmut Hüsig in Hohenhameln
    Grab-Standort: Hohenhameln

  • Quellen 
    1. [S3] Sonstiges, Samewa / Muthanna / Irak.
      Samawa, den 28. 7. 1980
      P. O. Box 2o
      Liebe Gisela!
      Zwar bin ich mir nicht ganz sicher, ob dieser Brief Dich puenktlich zu Deinem Geburtstag erreicht, aber ich hoffe es.
      Liebe Gisela, ich moechte Dir zu Deinem 47. Geburtstag von hier aus herzliche Glueckwuensche uebersenden, Weiterhin wuensche ich Dir Gesundheit und Zufriedenheit fuer das kommende Lebensjahr im Kreise Deiner Familie. Ich hoffe Dir, als auch Deiner Familie geht es gut und Ihr verlebt dort in Deutschland schoene und herrliche Sommertage, bei einigermassen ertraeglichen Temperaturen. Es braucht ja nicht gleich so heiss zu sein, wie es hier ist bezw. so extrem heiss, wie es hier vor 14 Tagen war, als das Thermometer um 13 Uhr 60 Grad im Schatten anzeigte. Sicher seid Ihr auch mit der Haelfte zufrieden, denn auch das ist fuer dortige Verhaeltnisse warm genug. Aber auch diese Temperarturen habe ich ueberstanden, zumal es nachts ja etwas kuehler wurde, denn nachts rutscht das Thermometer bis auf etwa 32 Grad runter. Und das empfindet man dann hier schon als kuehl.
      Wie Du sicher weisst, bin ich nun mal wieder im Irak gelandet, dieses mal weiter im Sueden, etwa auf der Haelfte zwischen Baghdad und Basra. Der Ort Samawa liegt direkt am Euphrat, dem zweitgroessten Fluss im arabischen Raum. Hier ist im Gegensatz zu Saudi-Arabien keine Sand- und Felsenwueste, sondern ist das Land durchzogen von Kanaelen und Fluessen, hier gibt es Seen und Palmenwaelder und viel gruen. Allerdings ist der Boden hier sehr salzhaltig und die Seen haben stark salzhaltiges Wasser, so dass nach dem Baden eine richtige Salzkruste auf dem Koerper ist.
      Dazu gibt es hier viele fuer uns seltene Voegel, unzaehlige Arten und Mengen von Insekten, Schlangen, Fuechse und noch vielerlei Getier. Insekten sind hier eine richtige Plage, man muss schon jedes Ritzchen in der Wohnung abdichten, darf nach dem Dunkelwerden moeglichst weder Tuer noch Fenster oeffnen, um einigermassen von diesem Zeug verschont zu bleiben. Aber letztlich gewoehnt man sich an alles.
      Eine willkommende Abwechselung unseres Speisezettels ist Wildschweinbraten, denn Wildschweine gibt es etwas weiter suedlich in den Euphratsuempfen und den Zuckerrohrplantagen in grossen Mengen. Zur Zeit haben wir z. B. noch drei Wildsauen in unserem Kühlcontainer haengen.
      Das war so nebenbei ein bischen etwas von hier. Wie aber geht es Dir, was macht Dein Mann und was machen Deine Kinder. Ich hoffe, Ihr alle erfreut Euch guter Gesundheit. Dieses kann ich von mir behaupten gleichfalls, wobei allerdings der Job hier in dieser extremen Hitze wahrhaftig kein Zuckerlecken ist. Doch interessant ist dieser Job, denn neben dem extremen Klima lernt man ja auch Laender und Menschen kennen, lernt und sieht andere Techniken und andere Arbeitsweisen kennen. Und dazu kommt das Sprachgewirr, das doch nicht so einfach ist. Ich habe zum Beispiel auf dieser Baustelle hier Deutsche, Oesterreicher, Pakistani, Irakis, Aegypter, Somalis, Yugoslawen, Tuerken usw. , ein richtiges Voelkergemisch. Und da ich ja immer noch Briefmarkensammler bin, ist dieses hier fuer mich ein "EL Dorado"
      Mein Englisch ist ja in Wort und Schrift nun nahezu perfekt, nun beginne ich langsam, die arabische Sprache zu lernen. Allerdings moechte ich da nur versuchen, die Sprache sprechen zu lernen, nicht aber zu schreiben. Denn rechts anfangen und links aufhoeren mit der Schreibweise ist mir doch wohl ein bischen schwierig. Die Zahlen allerdings kann ich schreiben und. lesen, Briefe und aller anderer Schriftverkehr aber muss mir uebersetzt werden, das lerne ich niemals, Und dafuer haben wir ja auch arabische Buerogehilfen, die arabisch als auch englisch sprechen, schreiben und lesen. Und das genuegt.
      Aber trotzdem, der Job hier ist interessant, man bleibt jung und schlank. Es waere doch auch etwas fuer Deinen Sohn als auch fuer Deinen Mann", einmal hinaus in die Welt zu schauen, ferne Laender, deren Sitten und Gebraeuche usw. kennen zu lernen. Und solche Leute, die den Mut haben, unter schwierigsten Bedingungen in fernen Laendern zu arbeiten, werden doch gesucht. Was haelst Du von dem Vorschlag? Ist doch gut, oder? Denn in diesem Deutschland mit der SCH-Regierung der Roten ist doch auch nichts mehr los. Hier in den grenzenlosen Weiten des Orients kuemmert man sich nicht um Politik und anderen Bloedsinn, den diese Leute dort verzapfen. Hier hat man seine Arbeit, mindestens sechs Tage je Woche vom Hellwerden bis zum Dunkelwerden, hier hat man eine Aufgäbe, die einen voll in Anspruch nimmt. Und hell wird es z. Zt. hier morgens etwa 5.15 und dunkel abends bereits um 19.15 Uhr.
      So, mein liebe Schwester, nun habe ich vielleicht genug "gesponnen?. Draussen ist es schon fast zwei Stunden dunkle Nacht, es ist neun Uhr durch, bei Euch ist es zu dieser Zeit sicher noch taghell, ich vermute es jedenfalls.
      Ich bitte Dich nun, gruesse Deinen Mann und Deine Kinder recht herzlich von mir und ?schreibe auch einmal wieder", denn Post von Deutschland zu bekommen, ist hier immer wie ein Festtag! Und darum auch schreibe ich an den langen Abenden viel und vergesse natuerlich auch keinen Geburtstag.
      Ich wuensche Dir nochmals viel Glueck und Gesundheit fuers kommende Lebensjahr, feiere Deinen Geburtstag nett im Kreise Deiner Familie, ich werde am 7. August ein Glaeschen Whisky auf Deine Gesundheit trinken.

      Herzliche Grüße
      Helmut

    2. [S3] Sonstiges.
      Taima,28 th of July 1979
      (4,9.1399 islam.Zeitrechnung)
      Liebe Gisela!
      In der Hoffnung, daß Dich dieser Brief noch einigermaßen rechtzeitig erreicht, möchte ich Dir von hieraus zu Deinem Geburtstag,dem 46., recht herzlich Glückwünsche übersenden. Ja,mein Fräulein, nun bist Du auch schon 46 Jahre, ich aber kann mich noch genau an den Tag Deiner Geburt erinnern. Es war ein herrlicher Sonnentag, als Schwester Elli vormittags auf einen Klapperstorch, auf dem Sportplatz stehend, zeigte und sagte, dieser Klapperstorch hat Dir ein kleines Schwesterchen heute morgen gebracht.
      Dieses ist nun schon 46 Jahre her, man kann es kaum fassen, wie die Zeit vergeht. Inzwischen hast Du selbst bereits große Kinder, ja sogar schon einen Schwiegersohn. Eine gebräuchliche Redewendung sagt: An seinen Kindern sieht man, daß man älter wird! Ich aber meine doch, älter werden wir doch gar nicht mehr, nur in jedem Jahr reicher an Erfahrung.
      Also, nochmals, zu Deinem Geburtstag recht herzliche Glückwünsche, für Dein kommendes Lebensjahr Gesundheit und Glück, und was man weiterhin noch zu wünschen pflegt. Auch drücke ich für Dich die Daumen, daß Du diesen Geburtstag an einem sommerlich schönen Tage im Kreise Deiner Familie verbringen kannst. Nach meinen letzten Informationen ist das Wetter dort ja nicht gerade sommerlich. Leider ist es nicht möglich, hier von diesem beständigen Sommerwetter etwas nach dorthin abzugeben. Denn hier hat es Anfang Mai nach etwa 25 Jahren einmal wieder ordentlich geregnet, so daß teilweise sogar grüne Büschchen aus dem Sand hervorsprießten. Seitdem aber ist es hier wieder sommerlich warm und trocken. Seit etwa l0 Tagen ist auch das Thermometer sehr beständig, es zeigt morgens gegen 6 Uhr etwa 27 Grad an, mittags um 2 Uhr beständig 54 Grad, während es zur Zeit (abends 9 Uhr) nur noch 4l Grad sind. Sämtliche Temperaturen sind natürlich im Schatten gemessen. Aber, wo ist hier schon Schatten? In der Sonne dagegen sind die Temperaturen weitaus höher. Heute mittag war einmal, hoffentlich, ein Ausnahme-falll, da zeigte das Thermometer 57 Grad an.
      Das Wasser in unserem Swimming Pool im Camp ist dann trotz 32 Wassertemperatur immer noch etwas erfrischend. Nur ist das Barfußlaufen auf dem Betonplatten-Belag around dem Swimming Pool nicht mehr möglich. Die Platten sind einfach zu heiß.Beim Autofahren werden eben jetzt Handschuhe angezogen, dann fühlt man das heisse Steuerrad nicht so sehr!
      Hier jetzt in meinem Wohnzimmer ist es richtig angenehm, bei laufenden Klimageräten sind hier drinnen nur noch 32 Grad, das ist richtig wohltuend angenehm. Aber, bei der überaus vielen Arbeit, die ich hier von ca. 6 Uhr morgens bis 8 Uhr abends auf der Baustelle zu verrichten habe, hat man nicht die Zeit, um die doch wohl große Hitze zu empfinden.Und mit ca. l0 - 12 Litern Wasser zum Trinken (echtes Jordan-Wasser, in Flaschen vom Jordan eingeführt) kann man leben. Das ein wenig von hier, von Euch gesehen, in ca. 5ooo km Entfernung und rund 45 Breitengrade südlicher, wo z. Zt. gerade der mohammed. Fastenmonat "Ramadan" ist. Die Einheimischen hier dürfen zur Zeit von morgens 5.30 Uhr - abends 7.30 Uhr weder Essen, noch Trinken, noch Rauchen. Für uns ist es bei Gefängnisstrafe in der Öffentlichkeit verboten. Also, nur im Camp und auf der Baustelle ist es erlaubt. Eine Kontrolle erfolgt durch die königliche Religionspolizei. Du siehst also, hier herrschen strenge Sitten.
      Im September hoffe ich, für einige Tage einmal wieder europäische, verhältnismässig kühle Luft für ein paar Tage einatmen zu können. Denn für Anfang September habe ich meinen Urlaub geplant.Vielleicht sehen wir uns dann einmal wieder.
      Ich hoffe, daß bei Dir und Deiner Familie das Leben seinen gewohnten Gang geht und bitte Dich, Deinen nächsten Angehörigen dort auch Grüße von mir auszurichten.
      Vielleicht wird es evtl. Deinem Sohn auch einmal bescheiden sein, in fernen Ländern tätig zu sein und so die Welt in ihren Eigenarten kennen zu lernen. Ich kann von mir sagen, es ist immer wieder ein Erlebnis, per Flugzeug in wenigen Stunden in einem anderen Erdteil zu sein, hier Klima, Menschen und Land zu studieren. Du kennst sicher noch das alte Kinderlied "Wir kommen aus dem Mohrenland, die Sonne hat uns braun gebrannt! Wenn auch hier nicht das Mohrenland ist, so ist es klimamässig doch wohl ähnlich. Nur kann ich von dieser Landschaft hier in Nordwest-Saudi sagen, auf dem Mond ist die Landschaft schöner, wenn ich an die Televisions-Bilder von der ersten Mondlandung zurück denke. Nunmehr bin ich fast ein Jahr hier in der "klassischen Oase Taima", bin der am längsten hier lebende Europäer, von insgesamt 6, und werde wohl noch mindestens ein halbes Jahr oder auch noch länger hier tätig sein. In dieser Zeit aber habe ich das rote Meer gesehen, darin gebadet , habe Jordanien einschl. Amman kennen gelernt, kenne die große Hafenstadt Jeddah, kenne Riyadh, habe die ?heilige Stadt Medina? von aussen gesehen (Zutritt ist für Nichtmuslims verboten), nachdem ich vorher den Irak und die Arabische Golfküste um Kuwait kennenlernen konnte. Habe vom Flugzeug aus den Bosporus, die Türkei, den Balkan, das Mittelmeer, Ägypten mit Nil und Lybien aus der Luft gesehen, während ich in dieser Zeit fließend englisch und etwas arabisch an Sprachkenntnissen gelernt habe.Nur die arabische Schrift bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln, während ich die Zahlen schreiben und auch lesen kann. Apfelsinen, Zitronen, Datteln habe ich vom Baum gepflückt, während Wasser-Melonen ich in den ?Gärten? der Oase gepflückt habe.Auch habe ich in Zelten der Beduinen, den Nomaden der Wüste gesessen, und mit ihnen Tee getrunken, dabei aber nie eine Frau gesehen, denn die werden versteckt. Ansonsten laufen hier die Frauen nur verschleiert, man kann also nur an der Richtung dere Fortbewegung erkennen wa bei ihnen vorn oder hinten ist!
      Nun, so weit, so gut! Jedenfalls wünsche ich Dir an Deinem Geburtstag ein schönes Wetter und gute Unterhaltung im Kreise Deiner Familie, wünsche Dir für weitere viele Jahre Gesundheit und nur frohe Stunden!
      Wenn Du mal ganz viel Zeit hast, vielleicht schreibst Du mir auch einmal ein paar Zeilen. Denn, dieses Gefühl kennst Du nicht, es ist wie Weihnachten (gefühlsmässig), wenn hier Post von Deutschland ankommt. Denn, nichts geht über die Heimat, ist die Aufgabe auch hier noch so groß und interessant. Auch Radio, Fernsehen, Telefon und sonstige Einrichtung gibt es hier ja im Umkreis von 3oo km nicht. Hier gibt es nur sengende Hitze, Sandsturm, Dreck und viel Arbeit! Abschließend bitte ich Dich nochmals, herzliche Grüße auch an Deine Angehörigen auszurichten und verbleibe
      mit herzlichen Grüßen
      Helmut

    3. [S3] Sonstiges.
      Taima,4 th of October 1979
      Liebe Gisela,lieber Wilhelm !
      Heute möchte ich mich recht herzlich für Euren Geburtstagsgruß bedanken. Dieser Brief, den Ihr am 2.7.1979 in Marienhagen abgeschickt habt, traf hier am 17.9.1979 ein.
      Ich muß also sagen,dieser Brief hat wahrhaftig den weiten Weg nach hier genossen,war er doch immerhin ca. 2.5 Monate unterwegs. Allerdings, und darin ist der Grund zu sehen für die lange Zeit, ist er sicher per Briefträger mit einem Fahrrad quer über den Balkan, durch die Türkei und halb durch Vorderasien und die arabische Halbinsel gebracht worden. Briefe per Luftpost haben es da leichter, sie brauchen sich nicht solange unterwegs mit der Hitze zu quälen,die kommen per Flieger und sind in wenigen Tagen da.
      Jedenfalls aber fand ich Euren Brief bei meiner Rückkehr aus Germany hier vor und konnte anhand der vielen Poststempel erkennen, daß der Brief noch über Dahran gegangen war und am 17.9. Taima erreichte. Gestehen allerdings muß ich Euch, daß ich Euch bereits in Verdacht hatte, daß ihr meinen Geburtstag vergessen hättet. Aber nun ergab es sich ja doch, daß mein Verdacht unbegründet war.
      Ja,und mir geht es hier den Verhältnissen entsprechend gut. Die Sonne entfernt sich jetzt etwas von hier, die ganz große Hitze ist also vorbei.Nur noch bis zu 40-41 Grad ist es nachmittags warm,während es nachts bzw.gegen morgen schon verdammt kalt ist. Heute z.B. waren morgens um 5.30 Uhr nur ganze 16 Grad.Das ist für hiesige Verhältnisse doch schon richtig "Mai-kühl".
      Dagegen vermute ich, daß es dort bei Euch doch weitaus kühler ist, der Herbst langsam heran naht und die Blätter von den Bäumen fallen. Hier aber ist zur Zeit die dritte Orangen-Ernte in diesem Jahr, nachdem die Datteln von den Palmen ausgereift sind.
      Dieses findet man natürlich nur hier in der Oase, ausserhalb der Oase ist immerfort das gleiche Bild, nur Sand und Steine, kein Baum und kein Strauch und kein bischen grün. Ist ja letztlich auch eine gleichmäßige Landschaft, so richtig gleichmäßig besch.....
      Vorstellen könnte ich mir, daß es auf dem Mond abwechselungsreicher ist. Hier gibt es ja noch nicht einmal Spatzen, also doch eine verdammt traurige Gegend. Selbst die Fliegen sehnen sich nicht nach hier, auch denen scheint es hier nicht zu gefallen. Raben und Geyer dagegen sieht man häufig, papier- und foliefressende Ziegenherden und Kamele allerdings auch. Man kann hier tatsächlich feststellen, daß ein Kamel seinen Namen zu recht trägt, es ist eben auch ein Kamel, hält sich hier ständig auf und frißt Papier und Folie und leckt leere Oeldosen aus! Meine Baustelle geht so im allgemeinen ganz gut voran, inzwischen ist hier ein richtiges "Koreaner-Dorf" entstanden, sind neben 8 deutschen Mitarbeitern doch immer rund 500 dieser Schlitzaugen zur Zeit hier mehr oder meist weniger fleißig tätig. Mußte allerdings feststellen, daß die Rede von den "emsigen Ostasiaten" nur eine Legende ist, mehr aber auch nicht! Diese Schlitzaugen sind nicht so sehl von del Albeit hiel angetan. Liebel hocken sie und faulenzen, es ist manchmal schlecklich anzusehen. Vol Älgel übel diese Leute könnte man klank welden.
      Das wal ein kleinel Blick auf die hiesigen Velhältnisse, abel ich kann noch ein "R" splechen, im Gegensatz zu den Koreanern!
      Ich wünsche Euch nun weiterhin alles Gute, friert nicht zu sehr dort im fernen Europa und laßt mal wieder von Euch hören!
      Helmut

    4. [S3] Sonstiges, 10 Nov 1978.
      Taima, den 10.11.1978
      Liebe Haardes!
      Herzlichen Dank für Euren Brief, der den Weg hierher gefunden hat. Es dauert ja immer ein paar Tage, bis so ein Brief den weiten Weg bis hier zurückgelegt hat. Trotzdem kam Euer Brief bereits am 28.10. hier an.
      Es ist immer schön, wenn man Post aus Deutschland erhält. Deshalb bedanke ich mich auch recht herzlich. Wir sind hier ja nur zwei Deutsche im Ort, auch nur 2 Europäer, auf der Baustelle und um uns herum damit wimmelt es von etwa 150 Koreanern. Da sieht man tagelang nur Ostasiaten. Auch braucht man unsere deutsche Muttersprache dadurch nur sehr selten. Denn alle Gespräche, Anweisungen und was es sonst noch so gibt, werden nur in der englischen Sprache geführt, die ich, so möchte ich sagen, mittlerweile so gut wie fließend spreche. Schwer ist es nur, weil die Koreaner ja kein r sprechen, da muß man oft überlegen, denn statt ein r ein l zu sprechen, gibt einen Wort doch mitunter eine ganz andere Bedeutung.
      Das Wetter ist hier immer noch sommerlich, trotzdem ich vermute, daß ich am heutigen Freitag zum letzten Mal geschwommen habe. Denn morgens ist es doch schon empfindlich kühl, so gegen 5:30 Uhr beim Sonnenaufgang. Dafür gehen mittags die Temperaturen auch nur noch bis auf etwa 30 Grad hoch, also von Schwitzen keine Rede mehr sein kann. Aber Regen und Nebel ist hier ein unbekanntes Wort. Die älteren Einwohner hier haben vor etwa 30 Jahren den letzten "Regen" (ein paar Tropfen") hier gesehen.
      Zu Eurer Frage nach Baugeräten kann ich Euch nur sagen, daß wir hier mit Betonfertigteilen bauen. Eine Voraussetzung dafür ist ja allerdings ein moderner Maschinenpark, der hier auch vorhanden ist. Zur Bewegung der Felsen bei der Ausschachtung zum Beispiel haben wir eine Caterpillar-Raupe D8, die größte Raupe der Welt mit einem 420 PS Motor, die Felsen in Größen von 5-6 m3 rodet und schiebt. Kräne, Betonpumpen, Bagger und Mischanlagen nebst kompl. Fertigteilwerk gehören auch zur Ausrüstung der Koreaner. Allerdings kommen fast alle Baumaschinen aus Deutschland. Genau so wie die Stromversorgung der Baustellen und der Camps deutsche Generatoren als beste gelten. Denn Überlandleitung und Wasserleitung und all solche Scherze gibt es hier nicht. Hier muß jeder für sich selbst sorgen. Für meine zweite Baustelle, die bisher etwa 28km entfernt lag, habe ich jetzt einen Weg durchs Gebirge bauen lassen, so ist die Entfernung nur noch 9km. Das Land hier gehört ja niemanden, man kann also Straßen bauen oder Boden entnehmen, oder auch Sand, wo man will. Strassenbau heißt hier allerdings, die Felsenwüste begradigen, mit bindigem Boden auffüllen bzw. ausgleichen und abwalzen sonst versinkt man im Staub. Ich als Site Manager habe ja grundsätzlich Vorfahrt, so daß mir ein Fahren im Staub fast erspart bleibt. Man muß ja im Staub auch immer auf die Kamele aufpassen, die Kreuz und quer durch die Wüste gehen um leere Zementsäcke zum Fressen zu finden. Weihnachten komme ich nach Hause. Sollten wir uns dann einmal sehen, kann ich Euch mehr, falls es Euch interessiert, von diesem Land der Gegensätze erzählen.
      Herzliche Grüße und alles Gute
      Helmut